Die Relevanz von  Urbaner Begrünung

Die Relevanz von Urbaner Begrünung



Autor: Tim Möschl
Wer sich zu Fuß durch eine beliebige europäische Großstadt bewegt, wird den folgenden Kontrast bereits erlebt haben: hat man sich beim Überqueren einer Straße gerade noch den Weg zwischen parkenden Autos hindurch gebahnt, so betritt man im nächsten Moment einen Park und findet sich in einer Oase der Entspannung wieder. Auf urbane Begrünung sind viele Stadtmenschen stolz und oft auch bereit, sie gegen Bauprojekte zu verteidigen. Dabei kommt Stadtbegrünung nicht nur in Form von klassischen Parks vor und bringt deutlich mehr Vorteile als nur ästhetische. 

Der klassische Stadtpark, oft als Jagdrevier oder Garten für Herrschende angelegt, ist heute ein zentrales Element von Natur in europäischen Städten. Zwar existiert ein Trend hin zu mehr öffentlichen Grünflächen, jedoch konkurrieren diese um den ohnehin knappen urbanen Raum. Von der Straße aus wenig ersichtlich nehmen Dächer eine große Fläche der Stadt ein. Hier besteht viel Potenzial für Dachbegrünung, die zunehmend Verbreitung findet. Ebenfalls omnipräsent und dabei meist ungenutzt sind die Flächen der Fassaden. Und auch hier zeichnet sich ein Trend ab, der in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil moderner Städte sein wird: vielfältige Formen von Fassadenbegrünung. Zuletzt sind auch noch die ungenutzten Wandflächen in Innenräumen zu nennen. Ob in Wohn- oder Bürogebäuden – eigentlich umkämpfte urbane Fläche bleibt hier in Form von Innenwänden ungenutzt. Dabei könnte auch sie begrünt werden und dabei wichtige Funktionen erfüllen.
Park im Herbst
Die klassische Form urbaner Begrünung: Der Stadtpark.
Entspannung ist ein wichtiges Gut in schnelllebigen Großstädten. Stadtparks stellen einen Ort dar, den viele Menschen damit assoziieren und für ihre Ruhe schätzen. Tatsächlich kann urbane Begrünung nachweislich Stress reduzieren und positive Effekte für mentale Gesundheit erzeugen. Dies kann in der Form eines dedizierten Ortes wie einem Park geschehen, aber auch durch Gebäudebegrünung geleistet werden. 

Mehr Grün in unseren Städten hat nicht nur positive Effekte für unsere Lebensqualität. Durch mehr Pflanzen kann urbane Biodiversität – Artenvielfalt – gesteigert werden. Ob Bienen, Vögel oder andere urbane Wildtiere: gesunde Ökosysteme sind auch im städtischen Kontext relevant und können wiederum für uns Menschen relevante Funktionen leisten.
Libelle auf Blüte
Eine hohe Biodiversität ist wichtig für gesunde Ökosysteme.
Durch den Wärmeinseleffekt ist die Temperatur in Städten höher als im Umland. Mit dem Klimawandel und steigenden Temperaturspitzen wird dieser Effekt zunehmend problematisch für eine weltweit wachsende Stadtbevölkerung. Urbane Begrünung kann diese Entwicklungen deutlich abmildern und die Resilienz von Städten gegenüber dem Klimawandel stärken. Durch Verdunstungskälte und dem Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung kann dadurch die Temperatur in zunehmend unerträglichen städtischen Sommern um mehrere Grad reduziert werden. 

Mit steigender Häufigkeit von Dürren und Starkregen benötigen Städte der Zukunft ein cleveres Wassermanagement. Auch hier kann Bepflanzung Element einer Lösung sein. Nicht versiegelte, bewachsene Flächen verbessern die Versickerung von Regenwasser. Kombiniert mit der Wasserregulation von Pflanzen lässt sich zudem ein sinnvoller, städtischer Wasserkreislauf ermöglichen – Stichwort Schwammstadt.

Ein naheliegender Punkt ist die Verbesserung der Luftqualität. Als Sauerstoffproduzent sorgt Stadtbegrünung für frische Luft. Gleichzeitig binden Pflanzen auch Feinstaubpartikel, welche dann durch Niederschlag abgewaschen werden. Urbanes Grün ist somit zentral für den Umgang mit Abgasen aus dem Autoverkehr und Fabriken.
Stadt bei Regen
In Zukunft wird man versuchen müssen, Regenwasser im urbanen Raum zu halten. Begrünung wird hier eine Hauptrolle spielen.
Zu guter Letzt profitiert auch der Gebäudesektor selbst von Begrünung. Grüne Fassaden können zur Wärmeregulation von Häusern beitragen und eine Dämmfunktion übernehmen. Im heißen Sommer senkt eine begrünte Fassade somit die Innentemperatur, während im Winter durch zusätzliche Dämmwirkung Energie eingespart werden kann. Zudem steigen häufig auch Immobilienpreise in einem Viertel, wenn dieses stärker begrünt wird. Kurzum, Stadtbegrünung in all ihren Varianten kann zahlreiche Vorteile haben. Ob als schöner Anblick und Ort der Entspannung oder als Mittel der Resilienz und Anpassung an den Klimawandel: Grünflächen haben vielfältige Funktionen und bringen einen enormen Nutzen für unsere urbanen Räume. Die Stadt der Zukunft lässt sich kaum ohne Begrünung vorstellen; und ohne Natur ist womöglich auch keine Zukunft von Städten denkbar.